
Cyprian-Verlag
Tobias Friedrich Müller
Welche Begründungsfunktion hat die Auferweckung Jesu von den Toten in 1. Korinther 15,12–19?
Muss man als moderner Mensch mit elektrischem Licht, Radio und all den anderen Annehmlichkeiten, die der rationale Geist hervorgebracht hat, noch an einem Auferstehungsglauben, wie ihn die das christliche Zeugnis überliefert hat, festhalten? Ist es nicht ausreichend, Christus in einer irgendwie anderen rettenden Funktion zu sehen? Diese Frage war bereits zur Zeit der ersten Christen in der modernen Stadt Korinth virulent und sie forderte eine entschiedene Antwort des Völkerapostels Paulus heraus. Dabei stellt sich in der Exegese die Frage nach dem Hintergrund des Theologen: War er eigentlich ein Apokalyptiker? Und für die Gemeinde in Korinth: Welche anderen Möglichkeiten der Jenseitsvorstellungen bzw. Religionen gab es denn anstatt des Christentums? Wie war die Gemeinde in Korinth strukturiert? Die Exegese von 1. Korinther 15,12–19 wird auf die Fragen nach Sinn und Zweck der Auferstehung Christi antworten, was diese mit den Gläubigen zu tun hat und was passieren würde, gäbe man diesen Glaubensartikel auf. Werden die Toten auferstehen und sich die Erde freuen? Einer Antwort aus christlich-paulinischer Sicht soll in dieser Arbeit nachgegangen werden.
Natalie Brackenmauer
Taufformeln im entstehenden Christentum
Formeln, Entwicklungen, Kontexte, Theologie
Im Jahre 1868 ging in der versammelten Synode der niederländisch-reformierten Kirchen eine Beschwerde bezüglich einiger Pfarrer ein, die tauften, ohne die aus Mt 28,19 tradierte Formel zu gebrauchen. Jan Hendrick Scholten, ein reformierter Theologe der Niederlande und Synodaler, veröffentliche anlässlich des Streits eine Schrift, mit der er sich für die abweichenden Pfarrer stark machte, indem er nachzuweisen suchte, dass dem Neuen Testament nur die eingliedrige Taufe auf den Namen Jesu bekannt ist und praktiziert wird, die triadische hingegen nicht. Seine Argumente wurden allesamt abgewiesen und die abweichenden Pfarrer sanktioniert.
Philipp Stollenberg
Traditionskritische Analyse zum Begriff καρδια
in den Evangelien und der Apostelgeschichte
καρδια erscheint sowohl in den Evangelien als auch in der Apostelgeschichte immer in einer übertragenen Bedeutung. Nirgends rekurriert k. auf das physische Organ, sondern meint immer "irgendwie" des Menschen Inneren. Der Aufsatz stellt sich die Aufgabe, dieses "irgendwie" zu konkretisieren. Prominent ist das Erscheinen des Herzens bei den matth. Makarismen - im übrigen auch das erste Malüberhaupt, dass k. im Neuen Testament gebraucht wird. Dort heißt es: Glückselig sind diejenigen, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. (Mt 5,8)
Hier wird k. eng mit einem ethischen Aspekt verbunden: die Reinheit. Zugleich wird im Nebensatz eine Verheißung für diesen ethischen Aspekt gegeben, welchen man wohl als Anreiz verstehen darf, um nach Herzensreinheit zu streben: die Gottesschau. Diejenigen
also, die rein im Inneren sind, bezeichnet Jesus als glückselig.
Lorena Kämmerer
Dietrich Bonhoeffer
"Rechenschaft an der Wende zum Jahr 1943"
In dem Essay „Rechenschaft an der Wende zum Jahr 1943“ beschreibt Dietrich Bonhoeffer (1904-1945) seine Eindrücke und Reflexionen zu den Entwicklungen der Dekade 1932-1942, die auf politischer und gesellschaftlicher Ebene vor allem durch den zunehmenden Nationalsozialismus in Deutschland, Hitlers Machtergreifung am 30.01.1933, die wachsende Freiheits- und Lebensbedrohung für Menschen, die nicht dem nationalsozialistischen Ideal entsprachen oder vom Regime als Andersdenkende und Widerstandskämpfer verfolgt wurden sowie den Beginn des Zweiten Weltkriegs am 01. 09.1939 geprägt ist. Bonhoeffers Gedanken umfassen Bewertungen von anthropologischen und soziologischen Veränderungen in dieser Zeitspanne sowie deren Auswirkungen auf das Verhältnis der Menschen zur Welt, zur Vergangenheit und Zukunft sowie zu Gott.
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Katharina Eberle
Das Böse im Menschen - Kohärente Entwicklung
eines durchgehenden Motives?
Eine Untersuchung über die Stringenz der Rede von der menschlichen Sündhaftigkeit
im Grundbestand der nicht-priesterschriftlichen Texte der Urgeschichte
Gerhard von Rad beschreibt die Darstellung der menschlichen Sünde in der Urgeschichte (Gen 1-11) als einen einmaligen „Einbruch“ und ein von dort ausgehendes „lawinenartige[s] Anwachsen“. Insbesondere in vielen narrativen Texten der Urgeschichte fällt die Schilderung von als „Sünde“ qualifizierbaren oder qualifizierten menschlichen Handlungen auf. Hier stellt sich die Frage, was mit „Sünde“ konkret gemeint ist: Ein (möglicherweise unbeeinflussbarer) widergöttlicher Zustand des Menschen? Eine böse Gesinnung? Oder eine konkrete Tat mit negativen Auswirkungen für das Umfeld des Täters und für dessen Verhältnis zu Gott? Ein moralisches Vergehen? Das Übertreten göttlicher Ge- oder Verbote, geahndet mit einer Strafe Gottes? Das rücksichtslose Verfolgen eigener Interessen auf Kosten Anderer? Die bewusste Schädigung von Mitmenschen? All diese Aspekte lassen sich in unterschiedlicher Ausprägung in den Texten der Urgeschichte sowie deren Rezeptionsgeschichte finden.